Einblicke

Swisshand feierte 50-Jahr-Jubiläum

Foto von dem 50-Jahres Jubiläum von Swisswhand.

Unter der Leitung von Felix E. Müller (Mitte) disku­tierten Rue­di Küng, Kurt Zibung, There­sa Franz und Ivo Schaedler.

Foto von der afrikanischen Band beim 50-Jahres Jubiläum von Swisshand.

Aïs­sa­ta Kouy­até, Sän­gerin und Tänz­erin aus Guinea, und ihre Perkussion-Band.

Foto von der Spendenübergabe bei der 50-Jahres Feier von Swisshand.

Swis­s­hand-Präsi­dent Car­lo Gal­mari­ni (redend) durfte grosse Spenden von Susanne Sorg-Keller (Rotary Club Zürich Nord), Ivo Schaedler (Sika) sowie Rain­er Bätschmann (VCU) entgegennehmen.

Foto von der Spendenübergabe bei der 50-Jahres Feier von Swisshand.

1968, vor 50 Jahren, wurde die Stiftung Offene Hand gegrün­det. Sei­ther durfte das Schweiz­er Hil­f­swerk viel Gutes bewirken. Am 15. Novem­ber 2018 gab es hierzu in Zürich eine Jubiläums­feier. An ein­er Podi­ums­diskus­sion inter­essierte vor allem die Aussen­sicht: Wie sehen Fach­leute das Wirken von Swisshand?

Stiftungs-Präsi­dent Car­lo Gal­mari­ni durfte eine über­aus stat­tliche Gästeschar im Audi Max der ETH begrüssen. Es waren treue Gönner*innen, aber auch generell am Swis­s­hand-Ein­satz Inter­essierte. Mit ihren mitreis­senden Rhyth­men ver­set­zten Pow­er­frau Aïs­sa­ta Kouy­até, Sän­gerin und Tänz­erin aus Guinea, und ihre Perkus­sion-Band die Gäste von Beginn an emo­tion­al nach Afrika.

Mit Afro-Frauen­pow­er ging es auch ins The­ma: There­sa Tebe­biere Atte Franz, sie ist im ländlichen Nige­ria aufgewach­sen und lebt nun seit 25 Jahren in Deutsch­land, wo sie sich als erfol­gre­iche Unternehmerin etabliert hat. Sie bietet Über­set­zun­gen und Dol­metscher­di­en­ste in 30 afrikanis­chen Sprachen an – für Behör­den, Gerichte, Botschaften, inter­na­tionale Organ­i­sa­tio­nen und Institutionen.

«unheimlich viel Kraft in den Frauen»

«Wir afrikanis­chen Frauen wollen kein Mitleid,» stellte sie gle­ich zu Beginn klar, «unser Ziel ist Selb­stach­tung, Wohl­stand, Hoff­nung, Glück.» Den Ansatz von Swis­s­hand tax­ierte sie als genau richtig: näm­lich eine Ini­tialzün­dung geben. Dieser Anstoss von aussen löse viel aus – danach aber schafften es die Frauen alleine. In den afrikanis­chen Frauen stecke «unheim­lich viel Kraft». «Swis­s­hand ermöglicht Entwick­lung», brachte sie es auf den Punkt, «denn die Pro­gramme helfen zunächst den Frauen und Fam­i­lien, dann aber auch den Dor­fge­mein­schaften und Län­dern und schliesslich dem ganzen Kon­ti­nent.», davon ist There­sa Franz überzeugt.

Auf dem Podi­um – von Felix E. Müller, dem ehe­ma­li­gen Chefredak­tor der NZZ am Son­ntag, geleit­et – erläuterte Kurt Zibung, Mit­glied des Stiftungsrates, die Strate­gie von Swis­s­hand. Diese ermöglicht, dass jedes Jahr über 30’000 Mal ein Kle­in­stun­ternehmen gegrün­det, erweit­ert oder abgesichert wird. Ivo Schaedler, für Afri­ka zuständi­ges Mit­glied der Geschäft­sleitung von Sika, unter­strich die Ern­sthaftigkeit des Sika-Engage­ments: «Wir glauben an Afri­ka, auch im eige­nen Betrieb.» Sika unter­hält 13 Gesellschaften in Afri­ka und ist seit jeher dem Swis­s­hand-Engage­ment wohlgesinnt.

«eigentliche Revolutionen»

Rue­di Küng, langjähriger Afri­ka-Kor­re­spon­dent von Radio SRF, zeigte sich beein­druckt vom unauf­dringlichen, aber wirkungsvollen Ein­satz in Afri­ka und der gän­zlich ehre­namtlichen Tätigkeit in der Schweiz. «Swis­s­hand wirkt aus dem Hin­ter­grund und mis­cht sich nicht zu sehr ein», erk­lärte er. Das sei der richtige Ansatz, denn «die ver­schiede­nen afrikanis­chen Gesellschaften müssen sich sel­ber entwick­eln.» Was aber dank der Pro­gramme im Kleinen ablaufe, seien «eigentliche Rev­o­lu­tio­nen». In den Frauen­haushal­ten geschehe nach­haltige Entwick­lung. Die Frei­heit, nun eigenes Geld zu haben, und das Selb­st­wert­ge­fühl, Fortschritt zu erzie­len, seien die Treiber dieser Entwicklung.

Die Disku­tieren­den waren sich einig, dass der vom VCU inspiri­erte unternehmerische Ansatz, ver­bun­den mit christlichen, beziehungsweise abendländis­chen Werten, der richtige ist. Angeregt wurde, die Schweiz­er Wirtschaft noch stärk­er in die Pro­gram­mar­beit einzubinden.

Ein­ge­laden, Swis­s­hand Ratschläge mit auf den Weg zu geben, meinte There­sa Franz: «Mod­erne junge Frauen in der Stadt warten auch bren­nend auf eine solche Unter­stützung.» Ivo Schaedler sieht die Stiftung auf dem richti­gen Weg: «Weit­er so, in kleinen Schrit­ten». Auch Rue­di Küng riet, die Beschei­den­heit zu bewahren und weit­er­hin auf Augen­höhe mit den Men­schen in Afri­ka zusam­men­zuar­beit­en. Und Kurt Zibung erachtet es als lohnenswert, ver­mehrt mit Pri­vat­en Syn­ergien zu suchen.

Swisshand auf Schulungsreise in Uganda

Anfang Okto­ber 2014 hielt sich eine Gruppe von Mit­gliedern des Stiftungsrats und Län­derver­ant­wortlichen eine Woche lang in Ugan­da auf. Der Besuch war als Schu­lungsreise konzip­iert. Es ging darum, Erfol­gsmerk­male sowie Chan­cen und Risiken der Swis­s­hand-Selb­sthil­fe­pro­gramme vor Ort ver­tieft ken­nen­zuler­nen. Die Swis­s­hand-Del­e­ga­tion besuchte Pro­gramm­part­ner, Pro­grammko­or­di­na­toren, Frauen­grup­pen und Mikrounternehmer*innen in den Armutsge­bi­eten rund um die Haupt­stadt Kam­pala. Die Freude der Pro­gramm-Begün­stigten und ‑Mitar­bei­t­en­den über den Schweiz­er Besuch war enorm gross; stolz präsen­tierten sie das Erre­ichte. Gemein­sam kam man aber auch auf Schwierigkeit­en und Prob­leme zu sprechen. Zurück in der Schweiz, bere­ichert durch die vie­len Kon­tak­te, wichti­gen Ein­blicke und Ein­sicht­en, sind die Län­derver­ant­wortlichen nun daran, bei ihrem ehre­namtlichen Ein­satz zur Bekämp­fung der Armut die neu gewonnenen Erken­nt­nisse in die Tat umzusetzen.

Gönnerinnen und Gönner besuchten Programme im Nordosten Brasiliens

Foto von der Reise in den Nordosten Brasiliens.
Foto von der Reise in den Nordosten Brasiliens.

von Her­bert Kuhn und Hilde­gard Jutz

Im Novem­ber 2011, vier Jahre nach der Äthiopi­en-Reise, ermöglichte die Stiftung Offene Hand “Swis­s­hand” ihren Gönner*innen zum zehn­ten Mal eine Reise in ein Pro­gram­mge­bi­et: Sie führte in den Nor­dosten Brasiliens. Hier, in der ärm­sten und rück­ständig­sten Region dieses Lan­des, nah­men die Swis­s­hand-Pro­gramme, welche Armut durch Schu­lung und Zugang zu Mikrokred­iten über­winden wollen, vor 17 Jahren ihren Anfang.
Auf dem reich­halti­gen Pro­gramm der zehn­tägi­gen Reise standen Besuche von lokalen Part­neror­gan­i­sa­tio­nen und vie­len Kleinstunternehmer*innen. Die Reisege­sellschaft sollte die Sor­gen und Her­aus­forderun­gen, aber auch die Spon­tan­ität und Lebens­freude der Brasil­ianer­in­nen und Brasil­ian­er kennenlernen.

Aus­gangspunkt war Natal, die Haupt­stadt des Bun­desstaates Rio Grande do Norte. Ungeachtet der späten Ankun­ft­szeit wurde die Gruppe bere­its auf dem Flughafen aufs her­zlich­ste emp­fan­gen – mit beschwingten Rhyth­men der Stadtmusik.

Ein erster Höhep­unkt war der Emp­fang der Gou­verneurin des Bun­destaates im Regierungssitz. Daran schloss sich ein Aus­flug in die Umge­bung an, wo mehrere von Swis­s­hand geförderte Kleinstunternehmer*innen besucht wur­den, beispiel­sweise vier Frauen, die zusam­men eine Garküche betreiben. Bewun­dern­swert war zugle­ich die reiche Veg­e­ta­tion des tro­pis­chen Regenwaldes.

Foto von der Reise in den Nordosten Brasiliens.
Foto von der Reise in den Nordosten Brasiliens.

Von Natal ging die Reise weit­er nach Mossoró. Auch dort wur­den zusam­men mit der Part­neror­gan­i­sa­tion Mikroun­ternehmen besucht, unter anderem eine Klein­we­berei, die Putz- und Waschlap­pen für den Haus­ge­brauch her­stellt. Am Abend in Ica­pui, einem roman­tis­chen Ort auf den Dünen über dem Meer­esstrand, erlebte die Reiseg­ruppe eine stim­mungsvolle Über­raschung: Im Schein des Voll­monds führte eine Strassenthe­ater­gruppe folk­loris­tis­che Tänze auf. Der Ein­stand in die Reise wurde gebührend gefeiert.

Von da aus ging es ins Lan­desin­nere des Bun­desstaates Ceará, via Canoa Que­bra­da, einem Ort mit ein­er ganz eige­nen Magie, über Ara­cati nach Jaguaru­a­na, dem Zen­trum der Hänge­mat­ten-Her­stel­lung, bis Limoeiro, ein­er typ­is­chen Kle­in­stadt im Sertão. Unter­wegs wur­den Unternehmer*innen mit unter­schiedlich­sten Geschäftsmod­ellen besucht. Alle zeigten der Gruppe voller Stolz, was sie dank Swis­s­hand aus eigen­er Kraft erre­icht hatten.

Gruppenfoto von der Reise in den Nordosten Brasiliens.

Von Limoeiro ging es nord­wärts wieder der Küste zu. Dazwis­chen wurde Halt gemacht in Quix­adá, einem Wall­fahrt­sort, bekan­nt wegen der markan­ten Fels­for­ma­tion „Pedra da Gal­in­ha Choca“. An diesem Ort nah­men die Aktiv­itäten von Swis­s­hand mit einem ersten Pro­gramm ihren Anfang.

Foto von der Reise in den Nordosten Brasiliens.
Foto von der Reise in den Nordosten Brasiliens.

Let­zte Sta­tion war For­t­aleza, die Haupt­stadt des Bun­desstaates Ceará. In dieser Grossstadt drehte sich das Pro­gramm vor allem um eines: um Abfall. Zusam­men mit der Part­neror­gan­i­sa­tion wur­den Kle­inst-Ini­tia­tiv­en von Abfal­l­entsorgung und Abfal­lver­w­er­tung besucht. Der ohne­hin schon ein­drück­liche Tag endete mit einem unvergesslichen Erleb­nis: Das phil­har­monis­che Orch­ester von Ceará gab inmit­ten des gesam­melten Abfalls ein Konz­ert – darunter Rav­els Boléro. Ein sur­reales Erleb­nis, das die grossen Gegen­sätze in Brasilien tre­f­fend illustrierte.

Foto von der Reise in den Nordosten Brasiliens.
Foto von der Reise in den Nordosten Brasiliens.

Den Abschluss der Reise bildete ein Aus­flug zum Fis­cher­dorf Prain­ha do Can­to Verde. Die Gruppe erhielt Ein­blick in ein von einem Schweiz­er angestossenes Vorzeige­pro­jekt, das die Bevölkerung des kleinen Fis­cher­dor­fes in ihrem Selb­st­wert­ge­fühl stärk­te und eine nach­haltige soziale, gewerbliche und ökol­o­gisch verträgliche Entwick­lung herbeiführte.

Unvergesslich sind die Ein­drücke, welche die Reiseg­ruppe mit nach Hause nehmen kon­nte. Der regionalen Vertreterin von Swis­s­hand, Eulaidia Arau­jo, und zahllosen Brasil­ianer­in­nen und Brasil­ian­ern, die freudig mit­gewirkt hat­ten, sei Dank. Sie hat­ten ein Pro­gramm ermöglicht, das alles bein­hal­tete: abwech­slungsre­iche Land­schaften mit atem­ber­auben­den Strän­den, trock­e­nen Savan­nenge­bi­eten, archais­chen Fel­s­land­schaften, ein­fachen Dör­fern und Städten im Lan­desin­neren sowie boomenden Grossstädten. Über­aus ein­drück­lich waren die Begeg­nun­gen mit der Bevölkerung, mit ein­fachen Leuten aus ärm­sten Schicht­en eben­so wie mit Poli­tik­ern und Führungsper­so­n­en. Abgerun­det wurde das Erleb­nis mit Kost­proben brasil­ian­is­ch­er Kul­tur, mit Musik und Literatur.
Und ganz zen­tral erhiel­ten die Reiseteil­nehmenden ver­tiefte Ein­blicke in die Arbeit von Swis­s­hand in Brasilien. Sie kon­nten sich vor Ort von der auf­bauen­den, auf Dauer angelegten Wirkung der Pro­gramme zur Armuts­bekämp­fung überzeugen.